PUDI Projektdetails

Ermittlung von HCB-Quellen am Oberrhein

Sacher, Frank

01.10.2004 - 30.04.2006

Beschreibung

Ziel des Projektes ?Ermittlung von HCB-Quellen am Oberrhein? war es die Ursachen der immer noch sehr hohen Belastungen der Sedimente und Schwebstoffe mit Hexachlorbenzol (HCB) im Oberrhein aufzuklären. Hierzu wurden zwei Lösungsansätze verfolgt: Zum einen wurde versucht durch Auswertung von Daten aus zurückliegenden bzw. laufenden Messprogrammen, die durch zusätzlichen Messungen im Rahmen des Projekts ergänzt wurden, Hinweise auf aktuelle Quellen, aus denen HCB noch heute in den Oberrhein eingeleitet wird, zu erhalten. Daneben wurden aber auch methodische Untersuchungen durchgeführt, um die Homogenität des Probenmaterials und damit die Repräsentativität von Einzelmessungen besser beurteilen zu können. Die Ergebnisse der Auswertung von Sediment- und Schwebstoffuntersuchungen im Oberrhein lassen sich folgendermaßen zusammenfassen: ? Die sehr hohe Belastung älterer Sedimente durch HCB aufgrund historischer Einträge erschwert die Detektion aktueller Quellen außerordentlich stark. ? Wesentliche Verbesserungen in der Belastung der Sedimente im Oberrhein durch HCB konnten in den letzten Jahren nicht beobachtet werden. Dieser Umstand ist vor allem deshalb erstaunlich, da keine aktuellen Einträge bekannt sind. Auch in Schwebstoffproben aus BISAM und Schwebstofffallen werden vereinzelt außerordentlich stark erhöhte HCB-Gehalte vorgefunden. ? Die Ursache für die Konzentrationserhöhungen an HCB, die für aktuelle Schwebstoff-proben aus dem Oberrhein zwischen Weil und Marckolsheim zeitweise beobachtet wer-den, sowie für die hohen ?Ausreißer?-Werte, die in einzelnen Proben gemessen werden, sind immer noch unklar. Aufgrund der derzeitigen Datenlage kann nicht unterschieden werden zwischen hoch belasteten Altsedimenten und einer aktuellen Einleitung als Ursache. ? Aufgrund der vorliegenden Immissionsdaten kann ein aktueller Eintrag an HCB in den Oberrhein nicht sicher ausgeschlossen werden. Zwar liegen keine gesicherten Erkenntnisse über einen solchen Eintrag vor, jedoch findet der wesentliche Konzentrationsanstieg auf der Strecke zwischen Kembs bis Marckolsheim statt. Größere Sedimentdepots sind dort bislang nicht bekannt sodass eine Remobilisierung aus Altsedimenten aus diesem Bereich als mögliche Ursachen nicht sehr wahrscheinlich erscheint. Allerdings scheinen zusätzliche Untersuchungen zu dieser Fragestellung angebracht. ? Die Repräsentativität von Schwebstoffbeprobungen mittels BISAM und Schwebstofffallen zur Bilanzierung (Frachtberechnung) ist äußerst fraglich. Es kann nach den vorliegenden Ergebnissen nicht von repräsentativen Monatsmischproben ausgegangen werden. Aus den im Labor durchgeführten methodischen Untersuchungen lassen sich die folgenden Schlussfolgerungen ziehen: ? HCB liegt in den Sedimenten des Oberrheins extrem inhomogen verteilt vor. ? Vor diesem Hintergrund muss ? was sich bereits aus der zuvor beschriebenen Auswertung aktueller Daten zur HCB-Belastung von Schwebstoffen und Sedimenten im Oberrhein an-gedeutet hat ? auch die Repräsentativität von entnommenen Sediment-Einzelproben in Frage gestellt werden. Die repräsentative Erfassung des durchschnittlichen Belastungsniveaus der Sedimente durch HCB ist nur mit äußerst hohem Aufwand bei Probennahme (repräsentative Probennahme) und Probenaufbereitung (große Mengen müssen getrocknet werden) möglich. ? Gefriergetrocknete Proben sind homogen, d.h. Schwebstoff- und Sedimentproben, die zunächst gefriergetrocknet und dann mechanisch (durch Rühren oder durch Siebung über ein grobes Sieb) homogenisiert wurden, zeigen bezüglich der HCB-Belastung eine homo-gene Verteilung. ? Ein einheitlicher und eindeutiger Zusammenhang zwischen Korngröße und HCB-Gehalt lässt sich nicht herstellen. Die These, dass HCB bevorzugt an gröberen Partikeln gebunden ist, konnte nicht bestätigt werden. Vielmehr werden häufig die höchsten Gehalte in der Fraktion ? Klassierungsexperimente bzw. Sedimentationsversuche ergeben einen eindeutigen Zusammenhang zwischen Schichthöhe und HCB-Gehalt. In allen Proben ist eine ausgeprägte Konzentrationsabnahme von der oberen zur unteren Schicht feststellbar. Mikroskopische Untersuchungen ergaben für die oberste Schicht einen hohen Anteil an feinem Material aber auch Hinweise auf flockige Bestandteile. Eine Korngrößenanalyse bestätigte die Aussage, dass sich in den obersten Schicht des Klassierungsexperiments überwiegend feine Bestandteile ( ? Versuche zur Elution von HCB aus hoch belasteten Sedimenten führten zu keiner nach-weisbaren Verringerung der HCB-Gehalte, sodass das Vorliegen von freien oder ummantelten Hexachlorbenzol-Kristallen weitgehend ausgeschlossen werden kann. Insgesamt lässt sich festhalten, dass durch das Projekt die Ursache der nach wie vor hohen HCB-Gehalte in den Sedimenten des Oberrheins, die zeitweise auch in Schwebstoffen vorgefunden werden, nicht aufgeklärt werden konnte. Jedoch wurden wichtige Erkenntnisse zur Repräsentativität von Einzelproben und Einzelergebnissen gewonnen. Diese sind bei zukünftigen Untersuchungen von Schwebstoffen und Sedimenten zu berücksichtigen. Darüber hinaus lieferte das Projekt wertvolle Erkenntnisse hinsichtlich möglicher Ansatz-punkte für weitere Untersuchungen, die zur Bestimmung der HCB-Bindungsverhältnisse bzw. zur Klärung der diesbezüglich am Oberrhein vorzufindenden Anomalien unbedingt weiter erforderlich sind. Möglicherweise lässt sich die im Experiment gefundene Fraktionierungsmethode von HCB durch Sedimentation zu einer Behandlungstechnik HCB-kontaminierter Sedimente weiter entwickeln.