PUDI Projektdetails

Belastung der Allgemeinbevölkerung mit aromatischen Aminoverbindungen - Der Einfluss von Ernährung und Bekleidung

Angerer, Jürgen

01.01.2001 - 31.12.2003

Beschreibung

Durch militärische Altlasten, durch Aktiv- und Passivrauchen, durch Kfz-Emissionen, durch Aufnahme von Pflanzenschutzmitteln mit Nahrungsmitteln und dergleichen mehr nimmt die Allgemeinbevölkerung oder Teile davon aromatische Amine bzw. aromatische Nitroverbindungen bzw. deren metabolische Vorläufer auf. Aromatischen Nitro- und Aminoverbindungen kommt seit über 100 Jahren eine Schlüsselstellung in der organischen Chemie zu. Über sie als Zwischenprodukte ist eine Vielzahl von Substanzen zugänglich, die Anwendung finden als Farbstoffe, Pflanzenschutzmittel (z.B. Vinclozolin, Phenmedipham), Pharmaka (z.B. Paracetamol, Lidocain), Kunststoffe (Polyurethane) und auch als Explosivstoffe (TNT, Dinitrotoluole). Obwohl Nitroaromaten in der Regel aber keine Endprodukte der chemischen Industrie darstellen, zeigten neuere Untersuchungen, dass eine Reihe von Nitroaromaten bzw. deren Metaboliten bei Normalpersonen im Harn oder in Form von Hämoglobin-Addukten in unterschiedlichen Konzentrationen nachweisbar sind (z.B. Angerer et al. 1994, Heudorf et al 1994, Neumann et al. 1995). Aufnahmewege und Expositionsquellen sind hier noch weitestgehend unbekannt. Diese Untersuchungen lassen darauf schließen, dass der Mensch in größerem Umfang als bisher angenommen mit aromatischen Nitro- und Aminoverbindungen in Kontakt kommt. Dies ist aufgrund der Toxizität und des mutagenen Potentials etlicher Amino- und Nitroaromaten von großer umweltmedizinischer Bedeutung. Eine Vielzahl aromatischer Amine (z.B. Anilin, Toluidine, Naphtylamine, 4-Aminobiphenyl, etc.) sind integrale Bestandteile des Tabakrauchs. Auch wurden aromatische Amine in der Außen- als auch Innenluft in ländlichen und städtischen Gegenden Italiens ubiquitär nachgewiesen (z.B. Palmiotto et al. 2001). Zudem wurden Anilin und o-Toluidin in der Muttermilch kanadischer Frauen gefunden (DeBruin et al. 1999). Darüber hinaus enthält eine Vielzahl in Deutschland zugelassener und teilweise in großen Mengen angewandter Pflanzenschutzmittel aromatische Amine als Strukturbestandteile. Ziel des Vorhabens ist die Anwendung valider Verfahren des Biologischen Monitorings und des Biochemischen Effektmonitorings von umweltbedingten und anthropogenen Belastungen gegenüber Aminoaromaten auf Personen unterschiedlicher regionaler Herkunft und unterschiedlicher Lebensgewohnheiten. Dabei sollen entsprechende Substanzen identifiziert und deren Grundausscheidung quantifiziert werden. Unsere bisherigen Ergebnisse konnten zeigen, dass Pflanzenschutzmittelrückstände in und auf Nahrungsmitteln eine Expositionsquelle für den Menschen darstellen können. Weitere Informationen hierzu liegen kaum vor. Ziel ist es daher eine solche Belastung ausgehend von unterschiedlichsten aminhaltigen Pestiziden und Bioziden zu objektivieren. Des Weiteren sollen entsprechende Kenntnislücken auf dem Gebiet der aminhaltigen Azo-Farbstoffe aus Textilien, Lederprodukten und Bedarfsgegenständen geschlossen werden. Die Anwendung von Biomonitoringverfahren erlaubt es schließlich, tatsächlich vom Menschen aufgenommene biorelevante Mengen zu quantifizieren (Zur Rolle des Biomonitoring im Rahmen der Expositionskontrolle siehe Anhang). Dies ist durch die alleinige Bestimmung in Lebensmitteln bzw. Kleidungsstoffen nicht möglich. Die Ergebnisse hierzu könnten schließlich Grundlage für die Abschätzung eines von Pflanzenschutzmitteln sowie von Bekleidungsfarbstoffen und Lederprodukten ausgehenden Risikos für die Allgemeinbevölkerung darstellen. Hier soll der sog. HERP-Index Anwendung finden. Die Untersuchungsparameter sind in den Abbildungen 1-3 zu finden. Hierzu zählen aus dem Bereich „Lifestyle und Umwelt" Anilin, ortho-, meta- und para-Toluidin, 2Naphtylamin, sowie das 4-Aminobiphenyl. Im Rahmen des Projekts wurden darüber hinaus aus dem Bereich „Ernährung und Bekleidung" die Parameter o-Anisidin, 3und 4-Chloranilin, 4-Bromanilin, 3,4-Dichloranilin, 3,5-Dichloranilin, 4-Isopropylanilin, 2,4- und 2,6-Dimethylanilin sowie 2,4-Difluoranilin bearbeitet. Ebenso wurden in Azo-Farbstoffen enthaltene zweikernige, bifunktionelle aromatische Amine untersucht. Von den untersuchten Parametern sind 4-Aminobiphenyl, 2-Naphtylamin, o-Toluidin, 4-Chloranilin, o-Anisidin sowie Benzidin und seine Abkömmlinge Substanzen, die beim Menschen Krebs erzeugen können (DFG 2003). Für Anilin und para-Toluidin gibt es aus in-vitro und/oder Tierversuchen (DFG 2003) Anhaltspunkte für eine krebserzeugende Wirkung beim Menschen (siehe auch Tabelle 7) .