PUDI Projektdetails

Mögliche Beiträge von Verkehrsvermeidung und -verlagerung zu einem umweltgerechten Verkehr in Baden-Württemberg - eine empirische Analyse der Bestimmungsfaktoren von Haushaltsentscheidungen

Fahl, Ulrich

01.10.1998 - 31.07.2001

Beschreibung

Trotz verschiedener technischer Innovationen und gesetzgeberischer Maßnahmen verursacht der Verkehrssektor nach wie vor einen wesentlichen Anteil der Emissionen von Luftschadstoffen und Klimagasen in Baden-Württemberg und weltweit. Verschiedene Studien kommen darüber hinaus zu dem Schluss, dass der Anteil des Verkehrssektors an den klimarelevanten Kohlendioxidemissionen in Zukunft sogar weiter zunehmen wird. Vor diesem Hintergrund ist eine detaillierte Analyse aller Möglichkeiten zur Emissionsminderung im Verkehrsbereich angebracht. Während die Potenziale und Kosten technischer Maßnahmen Gegenstand verschiedener Untersuchungen waren (z. B. Krüger et al. 1996), besteht ein erhebliches Forschungsdefizit bezüglich Möglichkeiten zur Verkehrsverlagerung (Veränderung des Modalsplits) und zur Verkehrsvermeidung. Für eine fundierte Beurteilung entsprechender Maßnahmen ist allerdings eine eingehende Untersuchung sowohl der dadurch technisch erreichbaren Emissionsminderungen als auch der Akzeptanz solcher Maßnahmen durch die Bürger notwendig. Dabei ist eine Berücksichtigung des konkreten Entscheidungskontexts unabdingbar. Ziel der hier dargestellten Analysen ist es daher, durch eine detaillierte Analyse der konkreten Entscheidungssituation der Verkehrsteilnehmer zu einer verbesserten Abschätzung der Möglichkeiten von Verkehrsvermeidung und –verlagerung zu gelangen. Basierend auf einem theoretischen Rahmen, der auf einer explizit sozialpsychologischen, handlungstheoretischen Fundierung fußt, soll ein verbessertes Verständnis des Entscheidungskontexts und der Entscheidungsmotive der Verkehrsteilnehmer erzielt werden. Dabei erfolgt eine Beschränkung auf die privaten Haushalte als zahlenmäßig bedeutsamstem Teilsegment der Verkehrsteilnehmer. Wesentlicher Bestandteil unserer Untersuchungen war die Durchführung eigener Erhebungen, die unterschiedliche Facetten des komplexen Zusammenwirkens von individuellen Entscheidungen, infrastrukturellen Gegebenheiten und gezielten Maßnahmen zur Beeinflussung der Verkehrsmittelwahl beleuchten. Im folgenden werden in Abschnitt 2 zunächst die konzeptionellen Überlegungen dargestellt, die unserer Untersuchung zugrunde liegen und unser Forschungsdesign motivieren. Darauf aufbauend werden in den Abschnitten 3 bis 5 die von uns durchgeführten empirischen Untersuchungen ausführlich dargestellt. Dabei handelt es sich um eine Expertenbefragung, eine Panelbefragung bei Umzüglern und eine Querschnittsbefragung in mehreren baden-württembergischen Gemeinden unterschiedlicher Größe und ÖV-Anbindung. Neben der Entwicklung konsistenter theoretischer Modelle und entsprechender Erhebungsinstrumente zur Analyse der Verhaltenswirksamkeit verkehrlicher Maßnahmen sind auch konkrete Maßnahmen empirisch untersucht worden. Im Rahmen der Panelbefragung wurde die Wirkung eines speziellen Infopakets für Umzügler experimentell getestet. Hier zeigten sich sehr deutliche positive Effekte, die auch über einen längeren Zeitraum anhielten. In der Querschnittsbefragung wurden preispolitische und angebotsseitige Maßnahmen untersucht, die einem experimentellen Design nicht direkt zugänglich sind. Konkret handelte es sich einerseits um eine Kopplung von Benzinpreiserhöhung und ÖV-Preissenkung und um lokale angebotsseitige Maßnahmen wie Taktverdichtung, Einführung einer Stadtbuslinie und Einführung eines vernetzten Regional-Stadtbahnkonzeptes. Für diese Maßnahmen wurde sowohl die Akzeptanz untersucht als auch die Auswirkungen auf die Verkehrsmittelwahl bei konkreten Fahrten.