PUDI Projektdetails

H2-Direktleitung zur Netzanbindung von H2-Produktionsanlagen am Hochrhein (H2-DNA)

Bauch, Bernd

01.01.2023 - 30.06.2025

Beschreibung

Kurzfassung

Der Bau größerer regionaler Elektrolyseure ist abhängig von längerfristigen ausreichenden Abnahmezusagen von H2-Verbrauchern. Die verbraucherseitige Umstellung ist abhängig von der Verfügbarkeit von grünem H2 am Ort des Verbrauchs und einer ausreichenden Liefersicherheit. Liegen H2-Produktions- und H2-Verbrauchsort nicht in unmittelbarer Nachbarschaft und zweifeln Nachbarproduzent und Nachbarverbraucher an langfristigen Fortbestand des jeweils anderen, dann kommt eine Zusammenarbeit kaum in Frage – gescheiterte Projekte zur Nutzung von Abwärme aus der Industrie oder zur Nutzung von Bioenergie aus Biogasanlagen gibt es deshalb viele.
Das für den Markthochlauf notwendige Vertrauen wird erst geschaffen, wenn eine größere Zahl von Produzenten und Verbrauchern diskriminierungsfrei und in freier Wahl des Geschäftspartners in Lieferbeziehungen eintreten können und wenn die Logistik zwischen Produktions- und Verbrauchsort zuverlässig und günstig ist. Die Voraussetzung dafür ist im Fall der regionalen Wasserstoffwirtschaft ein H2-Backbone, der neben dem effizienten Transport auch eine Speicherfunktion hat und Zugang zu verschiedenen Teil-Märkten bietet (dem Wärmemarkt über die Einspeisung in das Erdgasnetz, dem Mobilitätsmarkt durch Absatz an Endverbraucher, der Prozesschemie) und perspektivisch Import und Export von H2 in Nachbarregionen erlaubt.
Im Kontext eines Erdgas-Erneuerungsvorhaben kann durch eine H2-Leitungsverlegung zwischen Waldshut über Albbruck Richtung Laufenburg kostengünstig und zeitnah ein wesentliches Baden-Württembergisches Teilstück für einen regionalen H2-Backbone entstehen. Dieser regionale H2-Backbone ermöglicht vielen Partnern im Dreiländereck den Einstieg in die Wasserstoffwirtschaft und fördert damit im Sinne von Art. 41 der AGVO die regionale Erzeugung und den Import von erneuerbarer Energie.


Herausforderung

(1) „Henne-Ei-Problematik“ muss überwunden werden: trotz ungeklärter Produktions und Abnahmesituation eine H2-Leitung parallel zur zu erneuernden Erdgasleitung realisieren.
(2) Eine öffentliche Wasserstoff-Leitung dieser Länge gibt es bisher in der Region nicht; die Verlegung von Leitungen für zwei Energieträger muss also so erfolgen, dass dennoch die jeweiligen individuellen Anforderungen an Mindestabstände,Zugänglichkeit, Betriebssicherheit, etc. eingehalten werden.


Projektziel

Eine dezidierte H2-Leitung entlang des Hochrheins erhöht die regionale Wertschöpfung aus Erneuerbaren Energien, da nur durch sie größere Investitionen in den Bau der H2-Produktion und gleichzeitig entlang der Leitungstrasse bei Abnehmern des Wasserstoffs weitere Investitionen und eine Integration des Wasserstoffs in deren Wertschöpfung zu erwarten sind. Das Projekt zielt ergänzend darauf ab, Genehmigungsbehörden, Zulieferern und Bauunternehmen gerade in Baden-Württemberg die Chance zu geben, sich auf die künftige Wasserstoffwirtschaft auszurichten und ihre Anlagen und Prozesse so zu standardisieren, dass die Kosten für den weiteren Aufbau von H2-Netzen deutlich sinken.

Vorgehensweise

Folgende Arbeitspakete sind geplant:
• AP-A: Errichtung Einspeisung
• AP-B: Errichtung H2-Leitung
• AP-C: Errichtung H2-Leitung (Spezialrohre)
• AP-D: Errichtung H2-Ausspeisung
• AP-E: Errichtung Betankung | NICHT Teil der Förderung
• AP-F: Wirkungsmonitoring | NICHT Teil der Förderung
• AP-G: Projektkoordination und Genehmigungen
• AP-H: Akzeptschaffung und Sensibilisierung | NICHT Teil der Förderung
• Optionales AP-I: Verlängerung der Leitung in Laufenburg bis zur Rheinquerung | NICHT Teil der Förderung

Verwertung

Durch dieses erste Wasserstoff-Leitungsprojekt im Netzgebiet können die badenova, Ihre Tochterunternehmen badenovaNETZE und Badische Rheingas sowie weitere marktbegleitende Akteure in der Region ihre Rollen und ihr Zusammenspiel im Umfeld des neuen Mediums Wasserstoff erproben. Auf kurzer Distanz soll am Hochrhein der Netzbetrieb, die Abfüllung, der Transport, der Kundenabsatz über die Spedition Eckert und ergänzend auch die internationale Vernetzung mit der Schweizer IWB hergestellt werden. In der Planungsphase können diese Rollen und Schnittstellen sukzessive ausgestaltet und definiert werden um im späteren Betrieb und in zukünftigen Projekten als Gesamtsystem zu funktionieren.
Der Netzbetreiber badenovaNETZE gewinnt mit dem Projekt an Erfahrung und Kompetenz in Bezug auf die Planung und den Bau von Wasserstoffleitungen. Zudem werden Kontakte und die Zusammenarbeit mit externen Experten über konkrete Fragestellungen im Projekt intensiviert. Erstmal wird der komplette Planungs- und Bauprozess durchlaufen, sicherheits und betriebstechnische Besonderheiten von Wasserstoffnetzen in der Praxis unter regional geltenden Randbedingungen aufgezeigt und erfasst.
Im Zuge des Projektes können wir Abrechnungsmodelle entwickeln und erproben. Darüber hinaus sind weitere Faktoren zur Entwicklung eines Business-Modells im
Wasserstoffmarkt für die badenovaNETZE offen, so dass eine Aussage, ob eine Wasserstoffleitung bzw. ein Wasserstoffnetz wirtschaftlich betrieben werden kann, für die badenovaNETZE nicht abschließend möglich ist. Im Rahmen dieses Projekts können diese offenen Punkte konkret geklärt werden und ein Business Modell soll entwickelt werden, das einen nachhaltigen Netzbetrieb aufzeigt und weitere Projekte ermöglicht.