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Kriterien für Gestaltung, Betrieb sowie Unterhaltung von Stau- und Retentionsanlagen zur Gewährleistung der ökologischen Durchgängigkeit

Bild der Titelseite der Publikation: Kriterien für Gestaltung, Betrieb sowie Unterhaltung von Stau- und Retentionsanlagen zur Gewährleistung der ökologischen Durchgängigkeit

Beschreibung

Hochwasserrückhaltebecken wurden früher oftmals ohne Rücksicht auf Naturhaushalt und Landschaft gebaut. Heute gibt es zwar ökologische Untersuchungen und Verbesserungen in der ökologischen Gestaltung der Einrichtungen, die Betrachtung aus landschaftsästhetischer Sicht wird jedoch immer noch vernachlässigt. Bauwerke führen immer zu Veränderungen der Landschaft. Die ästhetischen Auswirkungen eines Bauwerks werden einerseits bedingt durch die Veränderungen der Landschaft in ihren Strukturen und Elementen und zum anderen durch das Erscheinungsbild des Objektes selbst. Ob die Auswirkungen als positiv oder negativ empfunden werden, hängt vom jeweiligen Betrachter ab. Ästhetisches Empfinden ist ein sehr subjektiver Prozess. Jeder Mensch betrachtet eine Landschaft durch einen Filter an unterschiedlichen Einflüssen und bildet sich in seinem Kopf ein individuelles Abbild dessen, was er sieht – das Landschaftsbild. Die Bewertung ästhetischer Auswirkungen ist entsprechend schwierig.

Im Rahmen einer Forschungsarbeit am Institut für Landespflege der Universität Freiburg wurde unter Beachtung der Erkenntnisse bisheriger Veröffentlichungen eine Methode zur Bewertung der ästhetischen Auswirkungen von Hochwasserrückhaltebecken entwickelt. Diese soll unter geringem zeitlichem Aufwand anwendbar, praktikabel, flexibel und intersubjektiv nachvollziehbar sein und damit die Anforderungen der Planungspraxis erfüllen. Das Verfahren wurde aus diesem Grund als nutzerunabhängiger Ansatz entwickelt. Die Methode gliedert sich in mehrere Verfahrensschritte: Als erstes wird eine Erfassung der Bestandteile des Hochwasserrückhaltebeckens und seiner Umgebung durchgeführt. Diese Inventarisierung läuft weitestgehend objektiv, d.h. ohne den wertenden Einfluss des Betrachters ab. Im nächsten Schritt werden die erfassten Merkmale bewertet. Es wird davon ausgegangen, dass ein Hochwasserrückhaltebecken als technisches Bauwerk negative oder neutrale Auswirkungen auf das Landschaftsbild haben kann. Positive Auswirkungen kommen theoretisch, aber in der Praxis äußerst selten vor. Zur Feststellung der Beeinträchtigungen wurden Bewertungskriterien definiert, die jeweils eine mögliche Beeinträchtigung eines Hochwasserrückhaltebeckens darstellen. Der Bewerter überprüft, ob die einzelnen Kriterien durch bestimmte Zusammenhänge zwischen Landschaftsbildelementen und Bauwerksbestandteilen erfüllt werden. Ist dies der Fall, so stellt das Hochwasserrückhaltebecken im Bezug auf die zutreffenden Kriterien eine Beeinträchtigung dar. Um die intersubjektive Nachvollziehbarkeit der Bewertung zu gewährleisten, wird die Argumentation und Begründung vom Bewerter schriftlich verfasst und zusätzlich mit Fotos der Bewertungsobjekte versehen.

Zur Unterstützung des Verständnisses des Verfahrensablaufs wird die Methode beispielhaft am Hochwasserrückhaltebecken Meckesheim-Mönchzell angewendet. Der Praxistest zeigt, dass das Verfahren handhabbar ist und mit einem vertretbaren Aufwand verwertbare und aussagekräftige Ergebnisse liefert. Zudem ist das Verfahren flexibel, es kann daher an unterschiedliche Einsatzgebiete und an verschiedene Bewertungsschwerpunkte angepasst werden.