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Repräsentative Erfassung der Emissionen klimarelevanter Gase aus Mooren Baden-Württemberg (EmMo), Teil 1

Streck, Thilo

01.06.2012 - 31.12.2016

Beschreibung

Natürliche Moore sind Kohlenstoffsenken. Aufgrund dieser Senkenfunktion haben sich über die Jahrhunderte große Mengen Kohlenstoff in Form von Torf in Mooren akkumuliert. Ein Großteil der Moore Baden-Württembergs wird heute landwirtschaftlich genutzt. Dies ist nur möglich durch einen massiven Eingriff in den Wasserhaushalt. Um eine maschinengerechte Bewirtschaftung zu ermöglichen, wird im Zuge der Nutzungsänderung der Grundwasserspiegel abgesenkt, was dazu führt, dass der Torfkörper belüftet und unter diesen aeroben Bedingungen langsam mikrobiell zu dem Treibhausgas (THG) CO2 abgebaut wird. Dadurch wandeln sich Moore von CO2-Senken in CO2-Quellen um. Das Ziel des Projektes war es, bestehende Daten- und Wissenslücken zu schließen und die Datenbasis für das baden-württembergische Treibhausgasinventar zu verbessern. Im Projekt wurden von 2013 bis 2016 die THG-Emissionen von zehn Moorstandorten in Baden-Württemberg ermittelt. Die Standorte befanden sich im Oberrheingraben bei Graben-Neudorf und in Oberschwaben im Pfrunger- Burgweiler Ried und im Schilfgürtel des Federsees. Die Messung der THG-Emission erfolgte mit der Kammermethode. An zwei Standorten, dem ackerbaulich genutzten überdeckten Niedermoor in Graben-Neudorf und im Schilfgürtel des Federsees, wurden kontinuierliche Eddy-Kovarianz- Messungen durchgeführt. Auf Basis von insgesamt 34 Bilanzjahren kommt diese Studie zu dem Ergebnis, dass die landwirtschaftlich genutzten Moore der Messstandorte im Mittel 42  6 t CO2-Äq ha- 1 a-1 emittieren. Die höchsten Emissionen wurden im Oberrheingraben beobachtet. Die Emissionen von Acker- und Grünlandstandorten variieren über den gleichen Bereich. Die Treibhausgasemissionen von Acker- und Grünlandstandorten werden von den CO2-Flüssen dominiert. Umweltbedingungen wie Grundwasserstand und Temperatur spielen für die THG-Emission die entscheidende Rolle. Eine mineralische Deckschicht kann bei starker Absenkung des Grundwasserstandes den Torfabbau nicht verhindern. Auch das überdeckte Niedermoor in Graben-Neudorf war in allen Jahren eine starke THG- Quelle. Bei den CO2-Tagesflüssen lieferte die Kammermethode systematisch niedrigere CO2- Aufnahmen als die Eddy-Kovarianz-Messung, was in der THG-Bilanz zu systematisch höheren Emissionen führt. Jedoch ergab auch die Eddy-Kovarianz-Messung, dass das überdeckte Niedermoor eine starke CO2-Quelle ist (2014: 28,3 t CO2 ha-1; 2016: 30,5 t CO2 ha-1). Auch am Standort Pfrunger- Burgweiler Ried konnte gezeigt werden, dass die Methanflüsse hauptsächlich vom Grundwasserstand und der Bodentemperatur bestimmt werden. Entlang des untersuchten Nutzungsgradienten ist die intensive Grünlandnutzung aufgrund der hohen CO2-Emissionen bei relativ geringerem Biomasseertrag am kritischsten zu betrachten. An diesem Standort wurden im Jahr 2014 47,8 t CO2-Äq. ha-1 emittiert. Hingegen emittierte das wiedervernässte Seggenried im selben Jahr nur 15,9 t CO2-Äq. ha-1. Grundsätzlich muss an extensivierten Standorten mit einer Adaptionsphase nach der Wiedervernässung gerechnet werden. Die CO2- und CH4-Flüsse vom Schilfröhrichtstandort Federsee zeigten stark ausgeprägte interannuelle Unterschiede, die im wesentlichen auf Variationen von Temperatur und Wasserstand zurückzuführen sind. Beide Gase zeigten einen ausgeprägten Tagesgang. Der Schilfgürtel des Federsees ist eine Kohlenstoffsenke. Aufgrund der hohen Methanemissionen fällt seine THG-Bilanz mit 7  4 t CO2-Äq ha-1 a-1 allerdings leicht positiv aus.