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Polychlorierte Biphenyle (PCB) und geschlechtsgebundene kognitive Funktionen bei Kindern im Einschulalter: Zusammenhänge mit peri- und postnataler PCB-Belastung

Bild der Titelseite der Publikation: Polychlorierte Biphenyle (PCB) und geschlechtsgebundene kognitive Funktionen bei Kindern im Einschulalter: Zusammenhänge mit peri- und postnataler PCB-Belastung

Winnecke, G.; Walkowiak, J.

2002

Projektbericht - Abschlussbericht

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Beschreibung

Polychlorierte Biphenyle (PCB) sind persistente organische Verbindungen, die bis Ende der 70er Jahre in großem Umfange in geschlossenen und offenen Systemen Verwendung fanden, im Laufe der 70-80er Jahre jedoch schrittweise mit einem Produktions- und weitgehenden Verwendungsverbot belegt wurden. Sie sind aufgrund ihrer Biopersistenz heute noch in praktisch allen Umweltmedien nachweisbar, auch, wenngleich in stetig abnehmenden Konzentrationen, in Körperflüssigkeiten (Blut, Muttermilch). Von besonderer umweltmedizinischer Relevanz sind PCB-Belastungen in Muttermilch, da der Säugling, relativ zum Erwachsenen und auf Körpergewicht bezogen, eine um ca. 2 bis 3 Größenordnungen höhere PCB-Aufnahme aufweist. Von aktuellem öffentlichen Interesse sind inhalative PCB-Belastungen aus Raumluft in öffentlichen Gebäuden (z.B. Schulen, Krankenhäusern), die von PCB-haltigen Dichtungsmassen/Farbanstrichen herrühren. Das umweltmedizinische Risiko derartiger Innenraumbelastungen wird kontrovers diskutiert.

Wirkungsseitig ist in Tierversuchen ein breites Spektrum beschrieben, wobei Wirkungen auf das Immunsystem und die Leber, Wirkungen auf Hormonsysteme, Kanzerogenität sowie Reproduktions- und Neurotoxizität nachgewiesen wurden (UBA, 1998). Aus humanepidemiologischen Untersuchungen liegen Befunde zur entwicklungsbezogenen Neurotoxizität der PCB vor. Hierbei handelt es sich in erster Linie um zwei US-amerikanische Studien an Kinderkohorten vom Lake Michigan einerseits und aus North Carolina andererseits, sowie um neuere Untersuchungen aus den Niederlanden. Die Befundlage ist in wichtigen Einzelheiten uneinheitlich. Während in North Carolina PCB-assoziierte neuromotorische Defizite nur in den ersten zwei Lebensjahren nachweisbar waren, zeigten die Kinder der Michigan-Kohorte vorwiegend Defizite der kognitiven Entwicklung, die im Alter von 7 Monaten, 4 Jahren bis hin zum 11. Lebensjahr beschrieben wurden. In den holländischen Untersuchungen aus Rotterdam und Groningen ließen sich subtile PCB-korrelierte entwicklungsneurologische Defizite bis zum Alter von 18 Monaten sowie negative Zusammenhänge zwischen PCB-Belastung und mentaler Entwicklung im Alter von 42 Monaten nachweisen (Patandin et al., 1999). Wir selbst konnten ebenfalls PCB-assoziierte Entwicklungsrückstände der mentalen Entwicklung bis zum Alter von 42 Monaten in unserer Düsseldorfer Kohorte beobachten (Walkowiak et al., 2001).

Über die solchen Entwicklungsdefiziten zugrunde liegenden Mechanismen herrscht weitgehend Unklarheit. Sicher ist jedoch, dass PCB zu der Gruppe von Umweltkontaminanten gehören, denen aufgrund vorwiegend experimenteller Erfahrungen endokrine Wirkungen zugeschrieben werden können. Insbesondere sind Wirkungen auf Schilddrüsen- und auf Sexualhormone beschrieben worden (Brouwer et al., 1999; Damstra et al., 2002). Es ist derzeit unklar, ob derartige endokrine Effekte Grundlage der oben skizzierten entwicklungsneurologischen Defizite sein können (Winneke et al., 2002).