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Lärm in der schulischen Umwelt und kognitive Leistungen bei Grundschulkindern

Bild der Titelseite der Publikation: Lärm in der schulischen Umwelt und kognitive Leistungen bei Grundschulkindern

Weber, Lutz; Leistner, Philip; Seidel, Jochen; Klatte, M.

2006

Projektbericht - Abschlussbericht

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Beschreibung

Das Thema "Lärm in Bildungsstätten" ist in den letzten Jahren zunehmend in den Blickpunkt des öffentlichen und wissenschaftlichen Interesses gerückt. Pädagogen, Psychologen und Akustiker, aber auch Schulbehörden und Unfallkassen beschäftigen sich mit den akustischen Bedingungen in Schulräumen und Kindertagesstätten und ihren Wirkungen auf Kinder, Lehrkräfte und ErzieherInnen. Anlass hierzu gab u. a. eine Studie des Instituts für Interdisziplinäre Schulforschung der Universität Bremen, in der sich der Lärm als einer der wesentlichsten Belastungsfaktoren im Lehrerlnnenberuf erwies. Mehr als 80 Prozent von über 1000 befragten Lehrkräften gaben an, sie fühlten sich durch den Lärm in der Schule belastet. Befragungen von Erzieherinnen zeigten ein ähnliches Bild. Auch in dieser Berufsgruppe ist der Lärm ein gravierender Belastungsfaktor. Akustische Messungen dokumentieren die Berechtigung dieser Klagen. In Kindertagesstätten wurden Lärmpegel gemessen, bei denen an industriellen Arbeitsplätzen Gehörschutz bereitzustellen ist. Die in Klassenräumen gemessenen Schallpegel sind nicht so hoch, dass physiologische Schädigungen des Gehörs befürchtet werden müssen; sie liegen aber oft weit über den Werten, die für Kommunikation und geistiges Arbeiten anzustreben sind.

Bauliche Eigenschaften der Schulräume können maßgeblich zur Lärmentstehung beitragen. Die Raumakustik als Teilgebiet der Akustik befasst sich mit der Auswirkung der baulichen Gegebenheiten eines Raumes auf die in ihm stattfindenden Schallereignisse. Die traditionell wichtigste Kenngröße der Raumakustik ist die Nachhallzeit, ein Maß für die Halligkeit eines Raumes. Sie gibt die Zeitdauer (in Sekunden) an, wie lange ein Schallereignis "nachklingt". Herrscht in einem Raum eine zu lange Nachhallzeit, so werden beim Sprechen nachfolgende Silben durch den zu langen Abklingvorgang verdeckt. Es kommt zu Verzerrungen des Sprachsignals, die die Sprachverständlichkeit verschlechtern. Zudem verbleiben bei zu langer Nachhallzeit alle, auch unvermeidliche Geräusche (Stühlerücken, Füßescharren, Husten, Blättern, Klappern mit Stiften) zu lange im Raum - der Lärmpegel steigt.

Schulisches Lernen basiert in hohem Maße auf mündlicher Kommunikation. Komplexe sprachliche Mitteilungen müssen aufgenommen, mental verarbeitet und im Gedächtnis gespeichert werden. Psychoakustische Studien belegen, dass Störgeräusche und Nachhall diese Prozesse auf vielfältige Weise beeinträchtigen. Kinder sind von diesen Störungen in besonderem Maße betroffen. Aufgrund dieser Zusammenhänge ist eine detaillierte Analyse der "Hörumwelt Schule" und ihres Einflusses auf die Kinder erforderlich. Hier setzt die in diesem Bericht dargestellte Feldstudie an. In einem interdisziplinären Projekt wurden die Wirkungen der akustischen Bedingungen in Schulräumen auf Leistungen und Befinden der dort unterrichteten Grundschulkinder analysiert. Die Studie wurde in enger Kooperation zwischen Akustikern (Teilprojekt A) und Psychologlnnen (Teilprojekt B) geplant und durchgeführt.

Im Folgenden wird zunächst eine Übersicht über die wesentlichen Forschungsbefunde gegeben, die der Beantragung und inhaltlichen Ausgestaltung des Projekts zugrunde liegen. Anschließend wird über die Methoden und Ergebnisse der akustischen Messungen in den einbezogenen Schulräumen berichtet (Teilprojekt A). Im Teil 3 des Berichts werden Zusammenhänge zwischen den akustischen Bedingungen und den Leistungs- und Befindensmessungen dargestellt (Teilprojekt B). Der Bericht schließt mit einer Zusammenfassung der wesentlichsten Ergebnisse und den daraus abzuleitenden Konsequenzen für die akustische Gestaltung von Schulräumen.

Im Laufe des Projektes wurden einige Ergebnisse bereits veröffentlicht (s. Abschnitt Projektbezogene Tagungsbeiträge) sowie im Rahmen eines Projektforums am 28.06.2006 der Öffentlichkeit vorgestellt. Der vorliegende Abschlussbericht ist als Gesamtschau zu verstehen.