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Untersuchung der Ökologie von Zecken als Überträger von Krankheitserregern in Baden-Württemberg im Bezug auf Habitat, Landnutzung, Wirtstiere und Klima

Bild der Titelseite der Publikation: Untersuchung der Ökologie von Zecken als Überträger von Krankheitserregern in Baden-Württemberg im Bezug auf Habitat, Landnutzung, Wirtstiere und Klima

Gebhardt, R.; Kahl, O.; Oehme, Rainer; Steidle, Johannes; Hogewind, F.; Littwin, N.; Dautel, H.; Böhnke, D.; Pfäffle, M.; Petney, Trevor; Norra, Stefan

2015

Projektbericht - Zwischenbericht

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Beschreibung

Wie bereits in den vorigen beiden Zwischenberichten 2012 und 2013 dargelegt, wurde die projektbezogene Datenerhebung im Jahr 2014 weiter fortgeführt. Daher stehen uns zum heutigen Zeitpunkt Daten für den Zeitraum von Mai 2012 bis Dezember 2014 zur Verfügung. Die Datenaufnahme wird zudem bis Mai 2015 weitergeführt werden, wodurch abschließend Daten für einen Zeitraum von vollen drei Jahren vorhanden sein werden. Innerhalb wie auch zwischen den Jahren wurden erneut sowohl an den Intensivstandorten als auch an den Basisstandorten Schwankungen von erheblichem Ausmaß beobachtet. Dies bezieht sich sowohl auf die biotischen wie die abiotischen Parameter (inklusive des Mikroklimas) der Untersuchung. Um ein Beispiel zu nennen, variierte die mittlere Dichte aktiver Ixodes ricinus Nymphen im Jahr 2013 von 0 bis hin zu 120 Individuen/100m2 zwischen verschiedenen Standorten, im Jahr 2014 lag die Varianz zwischen den Standorten hingegen deutlich niedriger mit 0 bis <50 Nymphen/100m2 t. Abhängig von Standort und Jahr traten zudem sowohl unimodale (Aktivitätspeak im Frühling) als auch bimodale (je ein Aktivitätspeak in Frühjahr und Herbst) Verteilungsmuster der Zeckenaktivität auf. Dies weist darauf hin, dass das bisher für Mitteleuropa postulierte bimodale Aktivitätsmuster nicht allgemeingültig ist, und dies bereits auf der Ebene Baden-Württembergs. Dies hat aller Wahrscheinlichkeit nach bedeutenden Einfluss auf das Risiko der Pathogentransmission. Des Weiteren zeigten sich zwischen den Untersuchungsjahren ausgeprägte Unterschiede in Bezug auf die Kleinsäugeraktivität bzw. -abundanz an den Intensivstandorten. Nach einem dramatischen Rückgang der Populationsdichte nach dem außergewöhnlich langen wie kalten Winter 2012/2013 konnte für 2014 eine Erholung der Kleinsäugerpopulation beobachtet werden, mit Ausnahme des Höhenstandortes im Schwarzwald bei Bad Herrenalb, wo die Anzahl gefangener Kleinsäuger weiterhin in etwa auf dem Niveau von 2013 zurückblieb. Im Verlauf der vorliegenden, annähernd drei Untersuchungsjahre wurden insgesamt 18.937 Zecken von Kleinsäugern gesammelt. 94,2% davon entfielen auf I. ricinus (davon 92,6% Larven und 1,6% Nymphen), 5,1% auf Dermacentor reticulatus, sowie weitere, geringfügige Anteile auf Ixodes trianguliceps (0,4%)sowie Ixodes acuminatus (0,3%). Auch hier stellen Unterschiede zwischen den Beprobungsjahren tendenziell eher die Regel als die Ausnahme dar.

Wie bereits oben für die von der Vegetation gesammelten Zecken beschrieben, findet sich auch bei der Abundanz von Larven auf Kleinsäugern sowohl ein unimodales als auch bimodales Muster (und in einem Fall sogar ein trimodaler Verlauf). An keinem Standort folgte die Zeckenaktivität in allen drei Jahren demselben Muster. Die abschließende Pathogenanalyse für das Jahr 2014 konnte bisher aufgrund verringerter finanzieller Mittel nicht abgeschlossen werden. Besonders hervorzuheben sind hier die Daten für ein neues, noch wenig charakterisiertes Pathogen Candidatus Neoehrlichia mikurensis aus dem Jahr 2013. Dieses Pathogen zeigt tendenziell recht hohe Prävalenzen im Untersuchungsgebiet, jedoch mit ausgeprägtem räumlichem Bezug. An den Intensivstandorten konnten bisher beispielsweise Werte zwischen 0% (Schwarzwald) bis hin zu 23,6% im Hardtwald nachgewiesen werden. Die erste umfassendere Analyse mit Modellierung der Zeckenverbreitung konnte durch die Kooperation mit Prof. Franz Rubel der Veterinärmedizinischen Universität Wien initiiert werden. Basierend auf einem Generalized Linear Model (GLM) entstand so die erste Karte ihrer Art, welche die Abundanz von I. ricinus Nymphen in Baden-Württemberg darstellt, unter Miteinbeziehung von Klimarasterdaten des Deutschen Wetterdienstes (DWD). Die Zeckenabundanz wurde hierbei mit einer Auflösung von 5x5km Rastern berechnet. Bisher konnten Modelle erstellt werden, die bis zu 78% der Variabilität in den Daten der von der Vegetation gesammelten Zecken erklären.