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Umweltverträgliche Regionalentwicklung durch Aktivierung endogener forst- und holzwirtschaftlicher Potentiale

Bild der Titelseite der Publikation: Umweltverträgliche Regionalentwicklung durch Aktivierung endogener forst- und holzwirtschaftlicher Potentiale

Seintsch, Björn; Becker, Michel

2002

Projektbericht - Abschlussbericht

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Beschreibung

Seit Mitte der 90er Jahre haben sich im Bundesgebiet rund 60 forst- und holzwirtschaftliche Regionalinitiativen mit dem Ziel gegründet die regionale Holzverwendung zu fördern. Diese Initiativen zeichnen sich durch eine branchenübergreifende Zusammenarbeit von forst- und holzwirtschaftlichen Unternehmen sowie anderen regionalen Akteuren aus. Ein Teil dieser Initiativen versucht, regionale Produktketten vom Forstbetrieb bis zum endverbrauchernahen Betrieb enger zu knüpfen und effizienter zu gestalten. Erkennbarer Ansatz aller Initiativen ist es, endogene regionale Potentiale zu aktivieren und regionale Defizite abzubauen. Die nicht genutzten Rohholzzuwächse in den Regionen lassen sich als das bedeutendste Potential für eine Förderung der regionalen Holzverwendung und die Implementierung einer nachhaltigen Regionalentwicklung identifizieren. Bestehende regionalwirtschaftliche Studien zu konkreten Regionen empfehlen daher eine umweltverträgliche und nachhaltige Regionalentwicklung auf Grundlage dieser nicht genutzten Rohholzpotentiale.

Die bisher fehlende Wirkungsanalyse forst- und holzwirtschaftlicher Regionalinitiativen auf Ebene der Mitgliedsbetriebe ist als eines der bedeutendsten Problemfelder zu betrachten. Aus dem bestehenden Gesamtspektrum forst- und holzwirtschaftlicher Regionalinitiativen wurden deshalb zwei baden-württembergische Fallbeispiele ausgewählt, um Wirkungen dieser Initiativen auf ihre Mitgliedsbetriebe zu ermitteln. Für die Untersuchung wurden zum einen das 1996 initiierte ‚Projekt heimisches Holz‘ in der Region ‚Bodensee-Oberschwaben‘ und zum anderen die 1997 gegründete ‚Holzkette Schwarzwald e.V.‘ im ‚Südschwarzwald‘ herangezogen.

Der theoretische Teil dieser Arbeit liefert eine Auseinandersetzung mit regionalwirtschaftlichen, kooperations- und netzwerktheoretischen Ansätzen. Hierbei konnte aufgezeigt werden, dass eine verstärkte regionale Holzverwendung im Kontext einer nachhaltigen Regionalentwicklung positiv zu bewerten ist, dass jedoch eine noch intensivere regionale Vernetzung und Kooperation von bislang überwiegend isoliert agierenden regionalen Akteure erforderlich scheint.

Methodisch wurden zur Messung der erwarteten (Innen-)Wirkungen der Initiativen auf die Mitgliedsbetriebe (durch eine intensivere Vernetzung der regionalen Akteure) und den erwarteten (Außen-)Wirkungen (durch die gemeinsame Kommunikationspolitik der Initiativenmitglieder) leitfadengestützte persönliche Experteninterviews mit insgesamt 18 Initiativenvertretern geführt. Von einer darauf aufbauenden schriftlichen Befragung konnten die Datensätze von 145 der insgesamt 877 angeschriebenen Betriebe forst- und holzwirtschaftlicher Produktketten ausgewertet werden. Als zentraler Ansatz zur Wirkungsmessung wurde die Querschnittsanalyse zwischen Initiativenmitgliedsbetrieben und Betrieben einer regionalen Kontrollgruppe verwandt.

Als ein wesentliches Ergebnis dieser Arbeit konnte aufgezeigt werden, dass die beiden Fallbeispielsinitiativen zu einer intensiveren Vernetzung der regionalen Akteure geführt haben (Innenwirkungen). So war beispielsweise die Häufigkeit zwischenbetrieblicher Kooperationen unter den Mitgliedsbetrieben der Initiativen deutlich höher als bei den Betrieben der regionalen Kontrollgruppe. Bei rund einem Drittel der kooperierenden Mitgliedsbetriebe hatten die Initiativen zur Kooperationspartnerfindung beigetragen. (Außen-)Wirkungen der gemeinsamen Kommunikationspolitik auf betrieblicher Ebene konnten hingegen nur partiell nachgewiesen werden. Direkt auf die gemeinsame Kommunikationspolitik zurückführbare Auftragseingänge konnten nur bei einem geringen Teil der Mitgliedsbetriebe verzeichnet werden. Jedoch lag der Anteil der Initiativenmitglieder, die mit ‚Holzprodukten‘ Umsatzzuwächse im Untersuchungszeitraum verzeichnen konnten, doppelt so hoch wie bei den Betrieben der regionalen Kontrollgruppe.

Für den Erhalt und die Stärkung der, in Folge des ‚Globalisierungsprozesses‘ auf ihren angestammten Absatz- und Beschaffungsmärkten zunehmend unter Druck geratenden, regionalen forst- und holzwirtschaftlichen Betriebe, scheinen Regionalinitiativen eine Erfolg versprechende Problemlösungsstrategie darzustellen. Die hierbei zu erwartenden regionalwirtschaftlichen Effekte, wie die wirtschaftliche Stärkung der zumeist strukturschwachen ländlichen Regionen oder die Vermeidung von großen Transportentfernungen, sind im Kontext einer nachhaltigen Regionalentwicklung im besonderen Maße zu befürworten. Für die Zukunft erscheint neben der starken regionalen Einbindung der Initiativen und Betriebe auch eine stärkere überregionale Orientierung erforderlich.