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Ökonomisch-ökologische Bewertung der Klimawirksamkeit von Mooren in Baden-Württemberg (Teil 1)

Bild der Titelseite der Publikation: Ökonomisch-ökologische Bewertung der Klimawirksamkeit von Mooren in Baden-Württemberg (Teil 1)

Marggraff, V.; Kalia, A.; Peringer, Alexander; Holz, Ingo; Schwarz-v. Raumer, H.-G.; Stahr, Karl; Wiedmann, Katrin; Böcker, Reinhard; Kaule, Giselher; Billen, Norbert

2015

Projektbericht - Abschlussbericht

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Beschreibung

Ziel des Projekts MooreBW war die Abschätzung der Klimawirkung von Mooren in Baden-Württemberg bei aktueller Landnutzung und zukünftigen Nutzungsszenarien unter Berücksichtigung ökologischer und ökonomischer Aspekte. Die durchgeführten exemplarischen Untersuchungen zum Torfverlust überwiegend landwirtschaftlich genutzter südwestdeutscher Moore ergaben einen Torfverlust von durchschnittlich 0,5 cm/a, was die bisherigen Kenntnisse bestätigt, und korrelieren positiv mit derzeit bekannten Treibhausgasemissionen aus intensiv genutztem Moorgrünland. Die Kartografie der Landnutzung und Nutzungsintensität von Flurstücken in Mooren in den beiden Hauptmoorregionen "Voralpines Hügel- und Moorland" und "Donau-Iller-Lech Platte" wurde mittels administrativer Landnutzungsdaten durchgeführt. Ein alternatives Verfahren zur Klassifikation der Nutzungsintensität des Moorgrünlands wurde mittels Fernerkundung in einem Pilotgebiet erfolgreich angewandt. Bei der Klassifikation von vier Grünlandnutzungsintensitäten bzw. -nutzungstypen wurde eine Gesamtgenauigkeit von 79 % erreicht. Zur Erfassung des Wasserdargebots, das in Mooren den wesentlichen steuernden Faktor für die Treibhausgasemissionen darstellt, wurde eine qualitative Klassifikationsregel auf Basis der amtlichen Bodenschätzung entwickelt, da andere Informationen oder Algorithmen zum Grundwasserstand nur unzureichend verfügbar waren. Der Landnutzungsdatensatz wurde mit den Informationen zum Wasserdargebot und den entsprechenden Emissionen an Treibhausgasen (THG) mittels eines Geographischen Informationssystems verknüpft. Das Ergebnis bildet die Grundlage eines räumlichen Emissionskatasters für die Moorkörper im baden-württembergischen Alpenvorland und steht für die Planung und Kontrolle von Moorschutzmaßnahmen zur Verfügung. Zudem kann die Zusammenstellung der naturräumlichen Entwicklungsoptionen für die Moore im baden-württembergischen Alpenvorland für den Klima- und Naturschutz im Rahmen einer Moorschutzstrategie als Beurteilungsinstrument verwendet werden. Die Befragung landwirtschaftlicher Betriebsleiter, die Moorflächen bewirtschaften, ergab, dass das Moorgrünland im baden-württembergischen Alpenvorland intensiv zur Futterproduktion, insbesondere in der Milchviehhaltung, in den landwirtschaftlichen Betrieben beiträgt. Die Bereitschaft diese Flächen bei entsprechender Anhebung des Wasserstandes zu extensivieren ist demensprechend gering, da dies nicht nur quantitative Ertragsverluste sondern aufgrund der Änderungen in der Vegetation auch Einbußen bei der Futterqualität zur Folge hat. Noch größer ist die Ablehnung gegenüber einer ganzjährigen oberflächennahen Vernässung und Nutzungsaufgabe von Moorflächen. Aus den in der Befragung ermittelten Betriebsdaten wurden typische, Moore bewirtschaftende Betriebe für die ökonomisch-ökologische Modellierung abgeleitet. Mit einzelbetrieblichen Modellrechnungen zu unterschiedlichen Moorschutzszenarien wurden die Auswirkungen auf das Einkommen und die THG-Bilanz der Betriebsmodelle analysiert. Die betrieblichen Deckungsbeitragsverluste durch Moorschutzmaßnahmen hängen entscheidend vom Mooranteil an der LF eines Betriebes sowie der Intensität der aktuellen Nutzung der Moore ab. Die ermittelten Deckungsbeitragsverluste je Hektar umgenutzte Moorfläche reichen bei einer Wiedervernässung und Nutzungsaufgabe des Moorgrünlands von 150 ?/ha bei dem untersuchten extensiven Mutterkuh haltenden Verbundbetrieb mit geringem Viehbesatz und hoher Flächenausstattung bis zu 658 ?/ha bei dem untersuchten intensiv wirtschaftenden Futterbaubetrieb mit Milchviehhaltung und hohem Viehbesatz. Bei einer Umwandlung des Grünlands in extensiv genutztes Feuchtgrünland reichen die Deckungsbeitragsverluste je Hektar umgenutzte Fläche von 28 bis 471 ?/ha. Bei einer vollständigen Vernässung der Moorflächen der Betriebsmodelle lässt sich die THG-Bilanz um 34-60 % verringern. Die aus den betrieblichen Deckungsbeitragsverlusten abgeleiteten Treibhausgasvermeidungskosten sind mit bis zu 100 ?/tCO2-eq bei der Umwandlung von Mooracker in Grünland am höchsten, da diese Maßnahme die THG nur sehr wenig mindert. Infolge vergleichsweise hoher Deckungsbeitragsverluste bei der Wiedervernässung von Moorackerflächen entstehen auch hier, trotz des hohen THG-Minderungseffekts, vergleichsweise hohe Vermeidungskosten von ca. 31 bis fast 57 ?/tCO2-eq. Die Vermeidungskosten aller anderen Szenarien liegen in einem Bereich von 5 - 28 ?/tCO2-eq. Im Vergleich zu anderen landwirtschaftlichen Minderungsmaßnahmen sind die ermittelten Vermeidungskosten im Bereich des Moorschutzes vergleichsweise gering. Insgesamt zeigen die Szenariorechnungen, dass Moorschutzmaßnahmen in hohem Masse zur Reduktion landwirtschaftlicher Treibhausgasemissionen beitragen können.